Wer bist du ohne deine Geschichte?
WER BIST DU OHNE DEINE GESCHICHTE? | Mehrere Jahrzehnte habe ich mich damit identifiziert, was ich erlebt und über mich gedacht habe - verstärkt durch Therapien, Bücher, Seminare.
Jahrzehnte trug ich den Rucksack meiner Geschichte mit all den Labeln, Diagnosen und Vorstellungen mit mir herum - und er drückte manchmal schwer auf meinen Schultern. Ich lernte, mich immer mehr mit dem Verstand zu verstehen und es kamen immer neue Worte und Label hinzu. Leichter gemacht hat es meinen Rucksack nicht, doch mein Verstand lechzte danach, Ursachen zu finden: Vaterthemen, Mutterthemen, Kriegsenkelin deren Großväter früh im Krieg gefallen waren und damit meine Eltern ohne ihre Väter aufwuchsen, seit 30 Jahren chronische Rückenschmerzen, Neurodermitis, hochsensibel, betroffen von übergriffigen Situationen als Jugendliche und junge Erwachsene, Entwicklungstraumata, Schocktraumata, usw.
Bis ich irgendwann langsam begann, mich von einzelnen Labeln und Vorstellungen zu lösen, weil sie mir nicht mehr dienten und ich erkannte, dass sie nicht das waren, was ich bin. Sie waren eher hinderlich und ich brauchte sie nicht mehr als Begründung bzw Orientierung.
Ich kann immer mehr mit dem sein, wie ich bin - ohne Begründung, ohne Schubladen in Form von Labeln, ohne Vergleich mit anderen.
Und mein Rucksack wurde - zunächst unbemerkt - allmählich leichter.
Ich bin nicht (mehr) meine Geschichte. Und das macht mich frei.