Innerer Frieden statt (Bei)Leid (bzw. Leiden)
Ich bin überrascht über so viele Reaktionen auf den Beitrag zum Tod meines Vaters. Darunter sind viele BeiLEIDsbekundungen.
Muss ich leiden, wenn ein Elternteil stirbt? Muss ich leiden, weil ich einen nahestehenden Menschen verloren habe? Für mich sagt dieses Wort viel über den Umgang mit dem Tod in unserer Gesellschaft aus: Wenn du einen Menschen verloren hast, wird davon ausgegangen, dass du leidest.
Nein - ich leide nicht. In mir kommt einfach manchmal ein bisschen Trauer hoch. Das ist eine sanfte, leichte, zärtliche, liebe- und fried-volle Trauer, die da sein darf.
Sterben und Tod müssen nicht so schrecklich sein, wie ich sie mir früher vorgestellt habe. Für mich war der Sterbeprozess meines Vaters eine liebe-volle friedliche Erfahrung und ich konnte ihn gut gehen lassen. Ich hatte ihm alles gesagt, was ich ihm sagen wollte. Und fühl(t)e einfach nur noch Liebe und Frieden: Als ich ihn die letzten Tage im Krankenhausbett liegen sah, und jetzt, wenn ich an ihn denke. Mein Ausblick von meiner Dachterrasse auf Sonnenuntergänge und Nachtkerzen, die kurz später wie im Zeitraffer aufgehen, erinnern mich an ihn, weil er beides sehr liebte.
Für mich schließt sich mit dem Tod ein Kreislauf des Lebens, der mit der Zeugung begonnen hatte.
Ich habe nach wie vor Angst vor dem Sterben bzw. vor Schmerz und Leiden. Diese Angst habe ich in meinem Körper gespürt, wenn ich den Eindruck hatte, mein Vater leidet. Wenn ich die Angst da sein lasse, leide ich nicht unter ihr.
Ich bin dankbar über die liebevolle Pflege auf der Palliativstation, die den Schmerz und das Leiden der Patienten im Blick hat und lindert.
Vor dem Tod habe ich schon länger keine Angst mehr. Das Sterben und den Tod so nah mitzuerleben hatte für mich etwas friedliches, liebe-volles und erlösendes.