Heimlich Fremdgehen vs einvernehmliche Nicht-Monogamie

Inzwischen ist mir klar, dass wir nicht monogam auf die Welt kommen. Das 'beweist' mir allein schon die hohe Zahl an Fremdgehen, die ich aus meinem Umfeld weiß. Und ich weiß es vermutlich nicht mal von allen. Ich selbst habe es in einer monogamen Liebesbeziehung erlebt, dass mein damaliger Freund mit fremgegangen ist.

Wir können mehrere Freunde und Kinder lieben, warum sollte eine Liebesbeziehung da eine Ausnahme sein? Erschließt sich mir nicht.

Wir werden von Geburt an stark geprägt von Eltern, Schule, Medien, Gesellschaft, Kirche, Politik. Die "monogame Konditionierung" sitzt tief. Warum halten wir an diesem idealisierten Märchenbild einer monogamen Partnerschaft / Ehe bzw. Kleinfamlie fest, dulden stillschweigend das heimliche Fremdgehen, wenn die Realität zeigt, dass es nicht unsere Natur ist, ein Leben lang monogam zu l(i)eben? Die serielle Monogamie mit "Lebensabschnittsgefährten" hat sich inzwischen durchgesetzt. "Alles mit einem für immer" ist bei den meisten schon dem Realitätscheck gewichen. Dennoch leben die meisten in (angeblich) monogamen Liebesbeziehungen, ohne sich bewusst dafür entschieden zu haben. Es ist der nicht hinterfragte gesellschaftliche Standard.

Dazu kommt, dass wir durch unsere Prägung in der Kindheit aberzogen bekommen, ehrlich zu sein - sowohl uns selbst als auch anderen gegenüber: Wir lernen uns selbst zu belügen, uns Dinge schön zu reden, uns etwas vorzumachen. Deshalb erscheint heimliches Fremdgehen vermutlich einfacher, als transparent und ehrlich zu sein.

Ich kenne niemanden, der sich so richtig wohlfühlt mit Fremdgehen. Warum also nicht offen, ehrlich und mit Konsens mehrere lieben? Menschen, die sich für einvernehmlich nicht monogame Beziehungsformen entschieden haben, tun das. Sie müssen sich mit ihrer monogamen Konditionierung auseinandersetzen, was nicht immer leicht ist. Dafür eröffnet es mehr Freiheit, Beziehungsvielfalt so zu l(i)eben, wie es zu einem passt. Und das kann dann auch eine - bewusste - Entscheidung für die Monogamie sein.